Lebensmittelgroßhandel Wentzel – vom Greißler zum Investor
Die Familie Wentzel stammt aus Draßburg, die Brüder Roman und Rudolf eröffneten in der Zwischenkriegszeit je ein Geschäft in Eisenstadt.
Er betrieb bei der Kreuzung vor der Magdalenenkapelle beim Alten Stadttor einen Lebensmitteleinzelhandel mit angeschlossener Tankstelle.
Blick in die St. Antonistraße mit Werbetafel am Vegast-Haus
Fotosammlung: Margarete KohsBlick von der Neusiedlerstraße Richtung Stadt
Das dominante Haus an der linken Straßenseite nach der Mauer ist die Gemischtwarenhandlung des Roman WentzelFotosammlung: Margarete Kohs
Außerdem besaß er zwei weitere Lebensmittelgeschäfte in der Hauptstraße.
In diesen Geschäften waren u.a. Franz Hohensteiner und Franz Grass zur Lehre, später erwarben die beiden auch diese Geschäfte.
Die Gemischtwarenhandlung, die Franz Hohensteiner später erwarb, um 1920
Foto: Bruno Reiffenstein @IMAGNONach Roman Wentzels Tod führte seine Frau Magdalena die Gemischtwarenhandlung samt „Benzin- und Ölstation“ fort.
Rudolf Wentzel betrieb in der St. Antoni-Straße einen Lebensmittelgroßhandel.
Rudolf Wentzel hatte 4 Töchter und einen Sohn. Der Sohn Eduard absolvierte in Mödling seine Kaufmannsausbildung, ein Schulfreund war Rudolf Babits (1922-2016), dessen Eltern ein Lebensmittelgeschäft in Neufeld hatten.
Da die Töchter keine kaufmännische Ausbildung hatten, konnte Rudolf Babits 1946 als geschäftsführender Gesellschafter ins Unternehmen eintreten. Er heiratete auch die älteste Tochter von Rudolf Wentzel, ihre Schwestern heirateten Anton Bauer, Hermann Langenberger und Franz Repay.
Rudolf Babits, aber auch Rudolf Wentzel waren Pioniere des österreichischen Lebensmittelhandels, sie waren modernen Abläufen und Neuerungen gegenüber sehr aufgeschlossen. Rudolf Babits bereiste viele Länder zu Studienzwecken und setzte sie dann im Betrieb der Familie Wentzel auch um. Der Betrieb in der St. Antoni-Straße wurde ausgebaut, so wurde zB. bereits 1954 eine sogenannte „ADREMA“-Maschine eingesetzt, die per Lochkarten Daten verarbeitete. Im Magazin gab es auch einen Lastenaufzug in zwei Tiefgeschosse. Der Betrieb war international bekannt, es kamen aus vielen Ländern Delegationen, um Abläufe und Technik kennen zu lernen.
Rudolf Babits lernte in den Niederlanden Die Organisation der A&O kennen und brachte diese nach Österreich. Er fand Lebensmittelgroßhändler aus ganz Österreich (wie zB Kastner, Kiennast, Hornig, Zumtobel), die sich im A&O-Zentralkontor in der Wiener Mahlerstraße zusammenschlossen, um gemeinsame Einkäufe, Abläufe, Einrichtungen, etc. umzusetzen. Rudolf Babits wurde ihr Geschäftsführer. Für die Lebensmitteleinzelhändler wurde die freiwillige Leistungsgemeinschaft A&O gegründet.
Aus der Werbeabteilung der A&O entwickelte sich später eine selbständige Werbeagentur, die noch heute unter dem Namen „St. Stephen‘s“ in Wien existiert.
In Eisenstadt engagierte sich Rudolf Babits auch in der Handelskammer, 1964 wurde er deren Vizepräsident, von 1975 bis 1976 war er auch Vizepräsident der Bundeskammer.
Die Kooperation mit der Firma Kastner intensivierte sich über A&O, die Firma Wentzel übersiedelte in den 1980er Jahren in die Industriestrasse.
1990 begann die Kooperation Kastner-Wentzel in Eisenstadt, 2012 wurden nach 22-jähriger Zusammenarbeit die Anteile der Firma Wentzel am gemeinsamen Unternehmen, sowie die Immobilie in der Industriestrasse von Kastner übernommen.
2017 wurde der Abholmarkt Eisenstadt umgebaut, die Fassade ziert seither das größte Kunstwerk Österreichs, das die Wellen und das Schilf des Neusiedlersees symbolisiert.
Das Gelände in der St. Antoni Strasse wurde nicht mehr für Geschäftszwecke genutzt.
In jüngster Zeit wurde die Liegenschaft, die doch knapp 2.200 m² groß ist, von einem Investor übernommen.
Bei dem Käufer der Liegenschaft handelte es sich um Schmex-Geschäftsführer Michael Züger. Er riss die bestehende Halle ab und veräußerte den Grund an eine Projektgesellschaft, an der er weiter als Teilaktionär involviert ist.
Foto: Hans Larnhof, 6.6.2020
Blick über den Parkplatz in der Feldgasse 5.10.2019
Foto: Hans LarnhofGegenüber der BVZ erklärte er, dass auf dem Gelände in bester Lage ein Wohnprojekt mit „Town-House“-Charakter entstehen soll.
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