Lebensmittelgroßhandel Wentzel – vom Greißler zum Investor
Die Familie Wentzel stammt aus Draßburg, die Brüder Roman und
Rudolf eröffneten in der Zwischenkriegszeit je ein Geschäft in
Eisenstadt.
Roman
Wentzel (1892-1945)
Foto: Edith Frankolin
Er
betrieb bei der Kreuzung vor der Magdalenenkapelle beim Alten
Stadttor einen Lebensmitteleinzelhandel mit angeschlossener
Tankstelle.
Blick in die St. Antonistraße mit Werbetafel am
Vegast-Haus
Fotosammlung: Margarete Kohs
Fotosammlung: Margarete Kohs
Blick von der Neusiedlerstraße Richtung Stadt
Das dominante Haus an der linken Straßenseite nach der Mauer ist die Gemischtwarenhandlung des Roman Wentzel
Fotosammlung: Margarete Kohs
Das dominante Haus an der linken Straßenseite nach der Mauer ist die Gemischtwarenhandlung des Roman Wentzel
Fotosammlung: Margarete Kohs
Außerdem besaß er zwei weitere Lebensmittelgeschäfte in der
Hauptstraße.
In
diesen Geschäften waren u.a. Franz Hohensteiner und Franz Grass zur
Lehre, später erwarben die beiden auch diese Geschäfte.
Die Gemischtwarenhandlung, die Franz Hohensteiner später erwarb, um
1920
Foto: Bruno Reiffenstein @IMAGNO
Foto: Bruno Reiffenstein @IMAGNO
Foto: Johann Spah, 1954
Nach Roman Wentzels Tod führte seine Frau Magdalena die
Gemischtwarenhandlung samt „Benzin- und Ölstation“ fort.
Foto: Johann Spah, 1954
Rudolf Wentzel (1887-1950:
Foto: Edith Frankolin
Rudolf
Wentzel betrieb in der St. Antoni-Straße einen
Lebensmittelgroßhandel.
Fotosammlung: Margarete Kohs
Rudolf
Wentzel hatte 4 Töchter und einen Sohn. Der Sohn Eduard absolvierte
in Mödling seine Kaufmannsausbildung, ein Schulfreund war Rudolf
Babits (1922-2016), dessen Eltern ein Lebensmittelgeschäft in
Neufeld hatten.
Foto: Edith Frankolin
Eduard
Wentzel fiel leider am 29.4.1944 im 23. Lebensjahr im Krieg.
Foto: Edith Frankolin
Da die Töchter keine
kaufmännische Ausbildung hatten, konnte Rudolf Babits 1946 als
geschäftsführender Gesellschafter ins Unternehmen eintreten. Er
heiratete auch die älteste Tochter von Rudolf Wentzel, ihre
Schwestern heirateten Anton Bauer, Hermann Langenberger und Franz
Repay.
Rudolf
Babits, aber auch Rudolf Wentzel waren Pioniere des österreichischen
Lebensmittelhandels, sie waren modernen Abläufen und Neuerungen
gegenüber sehr aufgeschlossen. Rudolf Babits bereiste viele Länder
zu Studienzwecken und setzte sie dann im Betrieb der Familie Wentzel
auch um. Der Betrieb in der St. Antoni-Straße wurde ausgebaut, so
wurde zB. bereits 1954 eine sogenannte „ADREMA“-Maschine
eingesetzt, die per Lochkarten Daten verarbeitete. Im Magazin gab es
auch einen Lastenaufzug in zwei Tiefgeschosse. Der Betrieb war
international bekannt, es kamen aus vielen Ländern Delegationen, um
Abläufe und Technik kennen zu lernen.
Rudolf
Babits lernte in den Niederlanden Die Organisation der A&O kennen
und brachte diese nach Österreich. Er fand Lebensmittelgroßhändler
aus ganz Österreich (wie zB Kastner, Kiennast, Hornig, Zumtobel),
die sich im A&O-Zentralkontor in der Wiener Mahlerstraße
zusammenschlossen, um gemeinsame Einkäufe, Abläufe, Einrichtungen,
etc. umzusetzen. Rudolf Babits wurde ihr Geschäftsführer. Für die
Lebensmitteleinzelhändler wurde die freiwillige
Leistungsgemeinschaft A&O gegründet.
Aus
der Werbeabteilung der A&O entwickelte sich später eine
selbständige Werbeagentur, die noch heute unter dem Namen „St.
Stephen‘s“ in Wien existiert.
In
Eisenstadt engagierte sich Rudolf Babits auch in der Handelskammer,
1964 wurde er deren Vizepräsident, von 1975 bis 1976 war er auch
Vizepräsident der Bundeskammer.
Die
Kooperation mit der Firma Kastner intensivierte sich über A&O,
die Firma Wentzel übersiedelte in den 1980er Jahren in die
Industriestrasse.
1990
begann die Kooperation Kastner-Wentzel in Eisenstadt, 2012 wurden
nach 22-jähriger Zusammenarbeit die Anteile der Firma Wentzel am
gemeinsamen Unternehmen, sowie die Immobilie in der Industriestrasse
von Kastner übernommen.
2017
wurde der Abholmarkt Eisenstadt umgebaut, die Fassade ziert seither
das größte Kunstwerk Österreichs, das die Wellen und das Schilf
des Neusiedlersees symbolisiert.
Das Gelände in der St. Antoni Strasse wurde nicht mehr für
Geschäftszwecke genutzt.
In jüngster Zeit
wurde die Liegenschaft, die doch knapp 2.200 m² groß ist, von einem
Investor übernommen.
Foto: Geodaten Burgenland, bearbeitet von Hans Larnhof
Bei dem Käufer der Liegenschaft handelte es sich
um Schmex-Geschäftsführer Michael Züger. Er riss die bestehende
Halle ab und veräußerte den Grund an eine Projektgesellschaft, an
der er weiter als Teilaktionär involviert ist.
Foto: Hans Larnhof, 6.6.2020
Blick über den Parkplatz in der Feldgasse 5.10.2019
Foto: Hans Larnhof
Foto: Hans Larnhof
Gegenüber der BVZ
erklärte er, dass auf dem Gelände in bester Lage ein Wohnprojekt
mit „Town-House“-Charakter entstehen soll. Der Bau soll laut Plan
noch im Frühling 2020 starten, derzeit sei man in der Einreichphase.
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