Oberberg - Mayer-Wirt, Haydnkino und Paradiso

Von diesen 3 schönen barocken Häusern aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die einst gegenüber vom Kalvarienberg und der Haydnkirche den Platz so harmonisch umgaben, ist nur mehr das eine ganz rechts vorhanden.
unbekanntes Aufnahmedatum
Fotosammlung Margarete Kohs


Heute befindet sich dort noch das Hotel Mayer.

Foto: Hans Larnhof, 18.9.2019
 
Anstelle des mittleren Hauses steht das heute leider dem Verfall preisgegebene, von Karl Horak im Jahr 1925 erbaute "Haydn-Kino".

unbekanntes Aufnahmedatum
Fotosammlung Margarete Kohs

 
1925
 unbekannte Quelle

unbekanntes Aufnahmedatum
Fotosammlung Margarete Kohs

Das Kino hatte 452 Sitzplätze, der Jahresumsatz betrug 1944 15.000 Schilling.

Nach 1945 verlieh die burgenländische Landesregierung die Kinokonzession für das Haydn-Kino der Zentralorganisation des Kriegsopferverbande, ab 16.9.1946 hatte die Kinokonzession Josefa Horak inne, ab 1966 ihr Sohn Eduard. Ab September 1983 hatte Gertraud Tschida die Konzession inne. Ab 1988 bewarb sich offenbar niemand mehr um eine Kinokonzession.

Die Kino-Begeisterung der Eisenstädter Bevölkerung hielt sich allerdings unmittelbar nach Ende des Krieges in Grenzen. Nur wenige nutzten wegen Geldmangel und den noch immer unsicheren Verhältnissen am Abend und in der Nacht das Kino als Unterhaltungsmedium. 

Während der russischen Besatzungszeit wurden im Haydn- Kino Vortrags- und Filmabende abgehalten:
„Neben allgemeinen Filmvorführungen wurde das Haydn-Kino von der Besatzungsmacht oftmals dazu genützt, den Eisenstädtern die russische Kultur und Lebensart nahezubringen. Im Rahmen von Vortragsabenden über „Die Aufgabe der Roten Armee in Österreich“ wurden der Bevölkerung Filme wie „Sie trafen sich in Moskau“, „Tschaikowsky“ und „Tänze der Völker“ gezeigt.“(Ivansich Sonja, Eisenstadt 1945: Kriegsende und Besatzungszeit, Wien, Dipl.Arb. 2002, S. 99) 
In der Zeitung "Freies Burgenland" findet man nach 1945 immer wieder Programmanzeigen der Haydn Tonlichtspiele. So spielte es unter anderem vom 11. bis 14. Jänner 1946 den jugendfreien Film Lumpacivagabundus, vom 15. bis 17. Jänner Vorstadtvarieté (Jugendverbot), vom 1. bis 4. März Schrammeln mit Hans Moser und Paul Hörbiger und vom 5. bis 7. März Die grosse Nummer mit Rudolf Prack. 
Der Beginn der Vorstellungen war an den Wochentagen um 16 Uhr und 18.30 Uhr, an Sonn- und Feiertagen um 14, 16, 18.45 Uhr.
Ein paar Monate später änderten sich die Spielzeiten. Unter der Woche begannen die Filmvorführung erst um 20.30 Uhr, an den Sonn- und Feiertagen wurden nur mehr zwei statt drei Vorstellungen, jeweils um 17.30 Uhr und 20.30 Uhr gezeigt.

Foto: Hans Larnhof, 17.9.2019

In den neueren Geschichte befand sich in diesem Gebaüde eine Cocktail-Bar, heute steht das Kino seit Jahren leer.

unbekanntes Aufnahmedatum
Foto: Martin Neier (www.allekinos.com)


Das dritte linke und zugleich schönste der drei Gebäude am Kalvarenbergplatz musste Anfang der 30er Jahre wegen Baufälligkeit abgerissen werden. 

unbekanntes Aufnahmedatum
Fotosammlung Margarete Kohs
 
In den Rundbogennischen des Obergeschoßes standen Steinfiguren der Heiligen Michael und Florian. Besitzer des Hauses war der Bäckermeister Heinrich Fröhlich, dessen Geschäft rechts vom Tor zu sehen ist.

Später war im damaligen Neubau das Cafe Paradiso untergebracht, das heute ebenfalls dem Verfall preisgegeben ist.

unbekanntes Aufnahmedatum
Fotosammlung Margarete Kohs



Foto: Hans Larnhof, 17.9.2019


Gerüchten zufolge sollen alle drei Häuser von der Esterhazystiftung gekauft worden sein.



Zusätzliche Quelle:
  • Julia Pinter, „Kinogeschichte des Burgenlandes von 1921 bis 1955“, Dipl.Arb. 2010

 







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