Teiche im Schlosspark



Die Teiche im Schloßpark sind nicht nur den Bewohnern der Landeshauptstadt bekannt. Dass früher das Wasser zwischen den Teichen mit der ersten Watt‘schen Dampfmaschine in der Donaumonarchie umgewälzt wurde, ist hingegen weniger geläufig.
Fürst Nikolaus II. hatte 1803 den französischen Architekten Charles de Moreau nach Eisenstadt berufen, um das barocke Schloss im Zeichen des Klassizismus umzugestalten. Auch der Garten sollte eine Umwandlung in einen englischen Garten erfahren.

 

Dabei sollten auch mehrere Teiche entstehen, das Hauptproblem war aber die notwendige Wassermenge, denn nur der Maschinenteich war die einzige natürliche Wasserquelle. So wurde eine Wasserleitung aus dem Buchgraben zum ovalen Teich in der Nähe des Obelisken errichtet.



Aber auch diese Wassermenge war zu gering. Also entschloß man sich, Wasser aus dem Müliboch (Müllenbach) aus Müllendorf nach Eisenstadt geleitet. In einer Brunnenstube wurde das Wasser von Schlamm und der mitgeschwemmten Kreide (daher Müliboch) gereinigt. 

Plan einer neu anzulegende Wasserleitung
Quelle: Hungaricana



Plan über die neu anzulegende Wasserleitung
Quelle: Hungaricana


Plan der Wasserleitung aus 1909

Nachgebildeter Weg der Esterházy’schen Schlosswasserleitung 

Diese Esterházy’sche Schlosswasserleitung wurde 1821 fertiggestellt. Teile davon sind noch heute erkennbar, so zwischen Groß- und Kleinhöflein am Waldrand. 

Die Leitung verlief, abgesehen von den wenigen Talüberquerungen unterirdisch. Im Gemeindegebiet von Kleinhöflein kommt es dann zu aufwändigen Talquerungen, nämlich jene über den Nussgraben mit einer kleinen Gewölbe­brücke und anschließend daran die Querung eines mächtigen Hohlweges, mit dem die Kleinhöfleiner einerseits das Leithagebirge erreichen, andererseits aber auch die Riede Torwartl und Siebenstock befahren können. Hier war ein Aquädukt mit zwei Bogenöffnungen und einem mächtigen Mittelpfeiler notwendig. 


Dieses Aquädukt wurde Ende der 1960er-Jahre gesprengt, um den Weg leichter mit landwirtschaftlichen Geräten befahren zu können. Heute stehen nur mehr Reste der Stützpfeiler:

Eine dritte folgt bereits im Eisenstädter Umfeld über den Antonigraben, um dann unmittelbar vor dem Eintritt in den Schlosspark den Einsiedlergraben zu überqueren.
Dort gab es auch auch unterirdische Einbauten wie ein Aktivkohlefilter und ein Reservoir. Dort teilt er sich und verläuft einerseits zum Tempelteich, andererseits Richtung Schloss. 

Trassenabschnitt in Eisenstadt mit dem Eintritt in den Schloßpark
Quelle: Bgld. Heimatblätter

Außerdem wurden 3 artesische Brunnen im Schloßpark zur Wasserversorgung genutzt.

Vom Leopoldinentempel-Teich führt ein Bachlauf in einem Bogen hinter dem Schloß und unterhalb der Orangerie zum so genannten Maschinenteich. 


Um die höher gelegenen Teiche mit Wasser befüllen zu können, kaufte Nikolaus II. in England eine – damals technisch revolutionäre - Watt‘sche Dampfmaschine. Es gibt aber Meinungen, welche die Maschine eher als eine Trevithik'sche Dampfmaschine sehen.


Das Modell dieser Dampfmaschine steht im Technischen Museum in Wien

Um die Dampfmaschine unterzubringen, plante Charles de Moreau ein eigenes Gebäude in Form eines griechischen Kreuzes. Im Kreuzungspunkt stand die Dampfmaschine, der kirchenähnliche Turm diente als Schornstein.
Die Maschine wurde 1804 durch Johann Dietrich Langenreiter installiert und war in vielen Punkten moderner als viele um Jahrzehnte später für die Industrie im österreichischen Kaiserstaat errichteten Dampfmaschinen. 


In den 1980er-Jahren bauten Schüler der HTL das Modell originalgetreu nach, später wurde es im städtischen Bauhof deponiert. Seit 2019 wird nun dieses Modell durch Mitglieder der „Eisenstädter Gesellschaft für historisches Kraftfahrwesen (EGHK)“ mühsam restauriert und soll 2020 in einer Ausstellung zu sehen sein.

Vom Maschinenteich wurde das Wasser zum Wasserfall des Leopoldinentempels hinaufgepumpt. Es versorgte daneben die Orangerie mit ihren Glashäusern und die obersten Stockwerke des Schlosses mit Wasser. Vermutlich war der  „Herzerlteich“, der sich neben dem Weg oberhalb der Orangerie befindet, ein Reservoir zur Wasserversorgung der Orangerie. Er war sehr lange Zeit sich selbst überlassen, Bäume sprengten den Boden, er verwilderte. Erst nach 1987, als Dr. Franz Prost den „Verein Freunde des Eisenstädter Schloßparks“ gründete, wurden Schritte zur Revitalisierung gesetzt.

Im oberen Teil des Parks in der Nähe des Obelisken liegt der gleichnamige ovale Teich, der von einer Wasserleitung vom Buchgraben und durch eine Steigleitung vom Maschinenteich aus gespeist wurde, und dessen Abfluss zu einer künstlich erbauten Schlucht neben dem Leopoldinentempel führt und über einen Wasserfall in den darunter liegenden Teich fällt – den Leopoldinenteich.

Gefrorener Wasserfall in der Felsgrotte
Im Vordergrund Frau in Tracht und Soldat in Uniform 1921
Quelle: Österreichische Lichtbildstelle


  Foto: Hans Larnhof, 22.1.2020



Überblick über die Wasserleitungen im Hofgarten und rund ums Schloß 
Zeichenerklärung:
 _____   Trinkwasserleitung zu Schloß und Stallungen Paul-Ltg
_._._._  Trinkwasserleitung von den artesischen Quellen Artesi-Ltg
- - - - -  Nutzwasser zum Schloß von der Müllendorfer Leitung Müllenbach
_.._.._   Lösch- und Nutzwasser für Schloß, Park und Garten Stollen
_..._..._ Nutzwasserleitungen im Park Verbindungs-Ltg
_...._.... Buchgrabenleitung
........... Wasserleitungen der Stadt Stadt-Ltg


Die Wasserleitung aus Müllendorf und die Steigleitung vom Maschinenteich zum Obelisken- und zum Herzerlteich existieren schon lange nicht mehr. Der Wasserkreislauf wird heute nach einigen Renovierungen über die Wasserleitung aufrecht erhalten.

Ein Ende fanden die Wasserspiele, die damals ausschließlich dem fürstlichen Vergnügen dienten und nicht öffentlich zugänglich waren, in der Nachkriegszeit. In der sowjetischen Zone wurden die Besitztümer der Esterházy enteignet, damit auch der Schloßpark mit dem Lindenstadion und dem Maschinenhaus. Russische Soldaten entfernten die Dampfmaschine, nach manchen Quellen wurde sie in den Maschinenteich geworfen, nach anderen Quelle in ein Gebüsch entsorgt. 
Kurz nach dem Krieg wurde der Maschinenteich - bis zur Errichtung des Parkbades – zum Baden genutzt und musste dafür regelmäßig über die Roßschwemme entleert und entschlammt werden.

Fotosammlung Walter Märk

Fotosammlung Walter Märk


Fotosammlung Walter Märk


Fotosammlung Maragarete Kohs




Im Jahr 1952 wurde – nach Fertigstellung des Lindenstadions – beim ehemaligen Maschinenhaus das heute noch vorhandene „Parkbad“ errichtet und am 12. Juni 1953 durch Bürgermeister Tinhof eröffnet.
 

Fotosammlung Walter Märk

Fotosammlung Walter Märk


Fotosammlung Walter Märk

Prominentenbank bei der Eröffnung
Fotosammlung Walter Märk




Foto: Edith Frankolin

Eine erste Sanierung erfolgte 1989.


1992 wurde die Generalsanierung des Parkbades beschlossen, die Arbeiten begannen im Herbst 1994, es wurde sowohl das Schwimmbecken, das Kinderplanschbecken, als auch die Badtechnik erneuert.


Flyer zur Neueröffnung 1995
Fotosammlung Margarete Kohs


An den Gartenplaner Jacob Rauschenfels erinnert übrigens die nach ihm benannte Gasse in der Siedlungsanlage am Feiersteigweg:
Foto: Hans Larnhof, 22.1.2020

An Charles de Moreau erinnert die nach ihm benannte Nebengasse zur Glorietteallee, durch die man zum Krankenhaus kommt:



 Foto: Hans Larnhof, 22.1.2020


Viele Inhalte dieses Posts stammen von
  • Burgenländische Heimatblätter, Wolfgang Meyer, VARIA ZUR FÜRSTLICH ESTERHÂZYSCHEN SCHLOSSWASSERLEITUNG MÜLLENDORF-EISENSTADT

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