Bahnhof

Das ist der Bahnhof von Eisenstadt, wie er nach der Eröffnung der neu errichteten Bahnlinie Sopron - Pozsony (Ödenburg – Pressburg/Bratislawa) aussah.


Fotosammlung Margarete Kohs

Eisenstadt hatte vorher keine Eisenbahn, erst im April 1897 wurde mit dem Bau der Neusiedlerseebahn begonnen, wobei die Bahnlinie über Nagycenk (Kroisbach), Mörbisch und Rust geplant war.

Um eine Trassenänderung machten sich Fürst Esterházy, der Weinhändler Leopold Wolf und der Rechtsanwalt Matthias Laschober verdient. Ihm zu Ehren wurde die Zufahrtsstraße (vom heutigen Kreisverkehr) zum Bahnhof Laschoberstraße benannt.

Zur Finanzierung der Bahnlinie wurdenAktien begeben. Sie hatten einen Nennwert von 100 Gulden und wurden im März 1897 herausgegeben, u.zw. dreisprachig: ungarisch, deutsch und französisch.

Unterfertigt sind sie von Fürst Nikolaus Esterházy und vom Eisenstädter Weinhändler Leopold Wolf.


"Stamm-Actien" der "Sopron - Poszonyer Localbahn-Actien Gesellschaft"
Quelle:
Security Printing

Der zartgrüne Druck weist verschiedene Verzierungen auf. Unten ist Eisenstadt mit dem Schloss, eine Eisenbahn, dann eine Frau mit Putte im Weingarten und rechts der Steinbruch von St. Margarethen zu sehen.

Die Bahnlinie wurde am 18.12.1897 eröffnet.

Vor 1897 musste man aus Eisenstadt mit dem "Stellwagen" zu dem etwa 4 km weit entfernten Bahnhof nach Müllendorf fahren, wenn man die Absicht hatte, nach Ödenburg, Wien oder Wr. Neustadt zu gelangen. Eine direkte Streckenweiterführung nach Müllendorf war auch danach wegen der Großhöfleiner Kirche nicht möglich.

Bahnhof um 1904
Fotosammlung Margarete Kohs

"Großer Bahnhof" in Eisenstadt zum Empfang der Wiener Hochschüler am 9.6.1923, am Vortag des Katholikentages in Eisenstadt.

Eine große Schar an weiß gekleideten Mädchen mit Blumensträußen in den Händen ist hier unter Führung des damaligen Landesrates und Staatsvolksschuldirektors Rudolf Burgmann zum Empfang ausgerückt. In dichten Reihen stehen sie vor dem Bahnhofsgebäude im Schatten der alten Platanen und warten auf den Zug, der in einigen Minuten mit den erwarteten Gästen einlaufen wird.

Frontkämpfertag 1923
Quelle: Wr. Werkstätte-Postkarten

Am 4.11.1956 waren auf dem Eisenstädter Bahnhof auf einmal 5.000 Flüchtlinge. Sie mussten innerhalb kürzester Zeit ausgespeist werden. Alle Leute wurden bestürmt und überall Brot und Wurst aufgekauft. Drei Monate hindurch war das burgenländische Rote Kreuz alleiniger Erhalter des Eisenstädter Lagers. Erst dann schaltete sich der Staat ein und gab Geld her. Bis dahin wurde alles vom Roten Kreuz finanziert und organisiert. So gab es in diesen Monaten Situationen, die immer und überall einen ganzen Mann erforderten.“ (Aus einem Bericht des Roten Kreuzes)

Zur Verfügung gestellt von Erwin Csacsinovits

Foto: Erwin Csacsinovits †, 1984

Natürlich gab es auch ein Bahnhofsrestaurant

Foto: Erwin Csacsinovits †, 1912

Foto: Erwin Csacsinovits †, 2016

Foto: Erwin Csacsinovits †, 20.10.2019

Seit 2009 ist die Strecke von Neusiedl am See nach Wulkaprodersdorf elektrifiziert, wobei auf dem Teilstück Neusiedl–Eisenstadt das Stromsystem der ÖBB (15 kV mit 16,7 Hz) zur Anwendung kommt, auf dem Stück von Eisenstadt nach Wulkaprodersdorf jenes der Raaberbahn (25 kV mit 50 Hz).

Beim Ausbau der seit 2010 Pannoniabahn genannten Strecke kam erstmals der „Wiener Bogen“ zum Einsatz. Diese spezielle Kurvenbauart ermöglichte die Anhebung der Streckenhöchstgeschwindigkeit ohne nennenswerte Streckenbegradigungen von 80 auf 120 km/h. Dadurch wurden Fahrzeitgewinne von circa zehn Minuten erzielt.

Bis heute hat sich an der Streckenführung der Pannoniabahn nichts geändert, auch heute fahren noch viele Menschen zum Bahnhof in Müllendorf, um nach Wien zu gelangen. Und der Bahnhof hat sein Äußeres auch nicht wesentlich verändert.

Foto:Hans Larnhof, 7.8.2019

Exkurs:

Gleichzeitig mit der Eröffnung der Bahnlinie am 18.12.1897 wurde eine Kurzflügelstrecke von Schützen zum Steinbruch in St. Margarethen eröffnet.

Unbekanntes Aufnahmedatum
Foto: Günter Welz

Die Strecke kann man noch heute im Gelände erkennen:


Foto: Hans Larnhof via Google-Earth

Der Personen-, Gepäck-, Eil- und Frachtstückgutverkehr wurde am 1. Jänner 1937 eingestellt und am 1. November 1943 wieder aufgenommen. Im April 1945 wurde die Wulkabrücke gesprengt, wodurch der Verkehr bis zum Wiederaufbau im Jahr 1948 unterbrochen war. Das endgültige Ende kam für den Personenverkehr am 2. Oktober 1949. Der Strecke wurde für den Güterverkehr noch bis zum 18. Februar 1952 als Schleppbahn betrieben. Im Jahr 1953 wurde sie schließlich abgebaut und die Liegenschaften verkauft.

In Oslip bestand ein Bahnhof, an den heute nur mehr die „Bahnstraße“ erinnert. Bei St. Margarethen erinnert die Straße „Am alten Bahnhof“, die von St. Margarethen in Richtung der Steinbrüche führt, an die Bahnstrecke. Im Steinbruch sind noch die ehemaligen Bahnanlagen zu erkennen.

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Pannoniabahn)

Bahnhof St. Margarethen – Rust, nach 1921

Herbert Brettl schreibt dazu:

Ein lang gehegter Wunsch der Ruster Bevölkerung war es, eine Bahnstation zu bekommen, um wirtschaftliche Vorteile zu erhalten und der „modernen Welt“ näher zu kommen.

Joseph Hackl meint dazu am 3. September 1886 in der Ödenburger Zeitung:

Es wird uns Rusztern wie Spärentöne, so süß und wohlthuend im Ohre klingen, wenn das schrille Pfeifen der Lokomotiven von St. Margarethen her bis zu unserem Seestrand dringt, denn auch unsere bescheidene Freistadt hätte dann die Aussicht, in Bälde mit der zivilisierten Welt durch das Eisenband des modernen Verkehrs verbunden zu werden und auf geflügelten Rädern flöge uns dann der Wohlstand zu, auf welchen wir vermöge unseres trefflichen Weinbaus so gerechten Anspruch haben. Von St. Margarethen nach Ruszt ist es ja kaum weiter als von der Hand zum Munde, möge man also diese Hand, die uns ernähren könnte, nicht auf halbem Wege sinken lassen. Oder sollen wir wie Moses auf dem Berg stehen, daß wir wie einstens er das gelobte Land wohl sehen aber nicht betreten dürfen?!“ (Festschrift St. Margarethen)

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