Franziskanerkloster

Am heutigen Standort in der Haydngasse befand sich seit 1386, als die Kanizsai das Mauerrecht für Eisenstadt erhielten, ein von Erzbischof Johann Kanizsai, Bischof von Erlau, sowie später Erzbischof von Gran und ungarischer Reichskanzler, gegründetes Kloster mit der Kirche zum hl. Evangelisten Johannes. Das Kloster gehörte zur ungarischen, später Marianische oder Marianer genannten Provinz der Franziskaner, für die im Mittelalter die Bezeichnung „Fratres Minores“ (Minderbrüder, Minoriten) gebräuchlich war.

In einer Ablassurkunde von Papst Johannes XXIII. vom 26.2.1415 wurde das Kloster erstmals genannt.


Fotokopie aus dem päpstlichen Register
Quelle: Bgld. Heimatblätter

Ihr Titel

Conceditur Indulgentia visitantibus
Ecclesiam Minorum Castri Kusmartonalis.
Universis et singulis Christifidelibus praesentes l
itteras inspecturis, salutem etc.

deutet klar an, daß es sich um ein Dokument handelt, in welchem für die Besucher der Kirche der Minderbrüder in Eisenstadt ein Ablaß erlassen wird, sodaß fest steht, dass Kloster und Kirche schon viele Jahre vorher entstanden sind.

Das mittelalterliche Kloster befand sich an der Stelle des heutigen Franziskanerklosters im nordöstlichen Teil des spätmittelalterlichen Siedlungsgebietes, unmittelbar an der Stadtmauer gelegen, und damit an einem für Bettelordensniederlassungen charakteristischen Platz mit der Funktion der Verstärkung der Stadtbefestigung.

Das Kloster wurde in der Folgezeit von der Familie Kanizsai mit Schenkungen bedacht, wodurch die materielle Basis für die Erfüllung der Klosteraufgaben gesichert war. Darunter waren Besitzungen in Kleinhöflein, St. Georgen und Oslip, sowie Einkünfte aus Liegenschaften in Roy, Antau und Wulkaprodersdorf.

1529 wurde das Kloster im Zuge der Ersten Wiener Türkenbelagerung zerstört, nach anderen Quellen von den Franziskanern durch Flucht vor den Türken aufgegeben.

Neuer Pfandherr wurde der evangelische Moritz von Fürst, danach Johann von Weißpriach (Graf von Forchtenstein, Pfandinhaber der Herrschaften Eisenstadt und Güns).

Der Platz blieb verödet, es wurde 1569 als „öd Closter daselbst zw der Eysenstadt“ bezeichnet.

Graf Nikolaus Esterházy stiftete nach der siegreichen Schlacht von Lackenbach 1625 ein Franziskanerkloster und ließ es unter Verwendung der noch vorhandenen Bauteile in barockem Stil wieder aufbauen, und er übergab es 1630 dem bereits 1625 gegründeten Franziskanerkonvent, dem damals drei Priester und zwei Laienbrüder angehörten.

Haupteingang zum Kloster
Foto: Hans Larnhof, 26.2.2020


Stiftungsurkunde des Franziskanerklosters aus 1768
über dem Eingang zum Diözesanmuseum
Fotosammlung Margarete Kohs


Zugang zum Klosterbereich
Foto: Hans Larnhof, 26.2.2020

Kirche und Kloster brannten 1768 gemeinsam mit 141 Bürgerhausern, u.a. auch des Augustinerinnenklosters und auch des Haydnhauses ab. Bis zum Jahre 1772 wurde es mit Unterstützung durch Fürst Nikolaus I. Esterházy nicht nur vollständig wiederhergestellt, sondern wurde auch das Kloster durch den Aufbau eines zweiten Stockwerks vergrößert.

1776 erlitt das Kloster wieder Brandschäden, die wieder auf Kosten des Fürsten behoben wurden.

Während der NS-Herrschaft waren im Kloster u.a. das Burgenländische Landesarchiv und das Archiv der Freistadt Eisenstadt untergebracht. Zu Kriegsende fanden viele Eisenstädter im Kloster Zuflucht. Erst 1958 stand das Kloster wieder ganz allein den Franziskanern zur Verfügung.

Foto: Margarete Kohs, Sommer 1953

Von 1958 bis 1959 erfolgte eine Innenrestaurierung, dabei wurden die Malereien Stornos entfernt.

1971 erfolgte eine neuerliche Außenrenovierung.

1975 wurde das Kloster (ohne Kirche und Gruft) von der Diözese Eisenstadt erworben und in den folgenden Jahren renoviert und revitalisiert.

1980 wurde im zweiten Stock des Klosters das Diözesanmuseum eingerichtet und in den darauf folgenden Jahren die Schausammlung ständig erweitert. In jährlich wechselnden Sonderausstellungen werden Themen beleuchtet wie zB burgenländische Kirchengeschichte oder kirchliche Kulturgeschichte (wie Wallfahrten, Heiligenverehrung, Kirchenmusik, Glasfenster oder Volksfrömmigkeit).


Foto: Margarete Kohs, 14.8.2005

Ostseite des Klosters mit einstigem Gemüse- und Blumengarten
Foto: Margarete Kohs, 6.7.2005

Aus dem "Hauskloster" der Kanizsai stammt auch die älteste deutsche Handschrift des Burgenlandes. Sie kam aus dem Bodenseeraum und wurde wahrscheinlich von Johannes von Kanizsai, Erzbischof und Kanzler Sigismunds, der am Konstanzer Konzil teilnahm, dem Kloster geschenkt. Es ist dies ein "Märterbuch", eine mittelhochdeutsche Heiligenlegendendichtung. Ein Teil dieser Handschrift ist erhalten geblieben, weil sie später, im 17. Jahrhundert, als Füllmaterial für die Buchdeckel von Waisenbüchern des esterházyschen Familienarchivs verwendet wurde.

Eingang zur ehemaligen Bibliothek des Klosters
Foto: Hans Larnhof, 26.2.2020

Die 1963 durchgeführte Ablösung aller Esterházyschen Patronate seitens des Fürsten beendete auch die Rechtswirksamkeit der Stiftungsurkunde von 1631.

Blick in den Innenhof des Klosters
Foto: Hans Larnhof, 26.2.2020

Am 31. Oktober 2018 verließ der letzte verbliebene Franziskaner, Pater Michael Schlatzer, das Kloster.

Quelle: Pannonien.tivi

Das Kloster wird nun vom Kalasantinerorden betreut.
















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