Brandkatastrophen in Eisenstadt

Brände waren früher wegen der offenen Feuer und der Beleuchtung durch Kerzen nicht ungewöhnlich. Da die Häuser fast ausnahmslos mit Schindeln gedeckt waren und es auch keine Feuermauern zwischen den aneinander gebauten Häusern gab, breiteten sich Brände auch leichter aus als heutzutage.

Überliefert ist der große Stadtbrand von 1528, bei dem auch Urkunden von 1373, wodurch Eisenstadt von den Kanizsai wichtige Privilegien erhielt, die später als grundherrschaftliches "Stadtrecht" gesehen und von den Eisenstädtern verteidigt wurden, sowie ihre Bestätigung durch den Bischof von Erlau und Erzbischof von Gran Johann Kanizsai, verloren gegangen sind.

Am 16. August 1589 brach im Hause des herrschaftlichen Gegenschreibers (Leiter der Kanzlei) Andre Dallinger in der Pfarrgasse ein verheerender Stadtbrand aus, der neben vielen Bürgerhäusern auch die öffentlichen Gebäude einschließlich des Badhauses, der Fleischbänke, der Schule, des Rathauses und der Kirche vernichtete. So stürzte auch das Langhausgewölbe der Kirche ein, sodass dort keine Messen mehr gelesen werden konnten. Der erst 1586 durch den Klosterrat gegen den Willen der Bevölkerung von Eisenstadt und Kleinhöflein eingesetzte neue Pfarrer Johann Hoffmann beschwerte sich beim Erzherzog, "dass die gmein Von der Kirch und Gottesdienst abweichen, Vnd sich zu denen anderen sectischen Predicanten hauffenweis begeben, khomben in keine Khirchen ... Vnd da ich inen gleich mit der Obrigkeit drohe, so geben sy doch nichts darumb, lachen sich die Handt voll, tun Ires gefallens was sie wollen ..."

Die Kirche wurde erst 1628/30, unter dem Pfandherrn Nikolaus Esterházy, erneuert. Die Bauten des 16. Jahrhunderts verschwanden durch diesen Brand fast vollständig. Die Stadt verarmte im Gefolge dieses Ereignisses. Die Verarmung beschleunigten noch der Türkenkrieg von 1593 bis 1605 und die Einquartierung kaiserlicher Soldaten.

1602 brannte der Dachstuhl der Pfarrkirche, daher stammt auch die Bezeichnung „Brandstatt“

1704 brannten die Häuser im 1. Ghetto (zwischen Hauptstraße, Weigelgasse und Klostergasse (heute Haydngasse).

1744 brannten in der Hauptstraße 12 Häuser, im Kirchenviertel 27 Häuser, in der Vorstadt 7 Häuser.

1768 starben 10 Personen bei Bränden in 141 Bürgerhäusern in der Klostergasse, u.a. auch das Haydn-Haus, das Augustinerinnen- und das Franziskanerkloster, das städtische Bräuhaus und das Rathaus mit dem Archiv wurden zerstört.

1772 gab es einen großen Stadtbrand, 1776 brannten innerhalb von 2 Stunden 104 Häuser in der Hauptstraße und der Klostergasse, heute Haydngasse, u.a. wieder Haydns Haus., 16 Personen verbrannten.

1795 brannte das Judenviertel am Unterberg ab.

1857 brach gegen 14:00 Uhr ein Brand unweit der Pfarrkirche aus, 22 Häuser vom Vicedom bis zum Stadttor und 20 Häuser und 4 Scheunen in der Vorstadt, sowie Getreide auf den Kirchäckern verbrannten.

1864: Am 24.1. wurde St. Georgen fast gänzlich ein Raub der Flammen. "... bei gennahe aneinander gelegenen Häusern die mit Nebengebäuden, Scheunen, Zäunen, Holzvorräthen u.s.w. enge verbunden sind, dem Wassermangel und heftigen Winde brannten im Nu alle drei Gassen , ..."

Oedenburger Lokal-Blatt vom 31.1.1864

1864: Am "29. November, Abends zwischen 6 und halb 7 Uhr, ist unser ruhiges Städtchen durch den Ruf "Feuer" und durch das ungeheure Licht aufgeschreckt worden. - Es ist in den Scheuern gegen der Straße nach Oldenburg Feuer ausgebrochen. ... Es war ein gräßliches Feuer, und ein Glück für die Stadt, daß der Nordwind gegangen ist, wenn sich der Wind gewendet hätte, so wäre die ganze Stadt abgebrannt; ..."

Oedenburger Lokal-Blatt vom 4.12.1864


1866: Am 12.2.1866 "... sind die letzten 5 Scheunen in der Gschießer-Strasse abgebrannt ..."

Oedenburger Lokal-Blatt vom 18.2.1866



1888 brannte die Bäckerei Fürst in der Hauptstraße, sowie die Häuser Nr. 27-35 in der Pfarrgasse.

Die barocken Hausfassaden wurden nur zum Teil erneuert, die meisten wurden im Biedermeierstil neu gestaltet. Nur wenige bauliche Maßnahmen konnten in der Bürgerstadt gesetzt werden, etwa der Bau der Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatz, die Kapelle beim alten Bürgerspital, Friedhofskapellen und Bildstöcke.

Zur Orientierung einiger Ortsbezeichnungen hier ein Stadtentwicklungsplan nach H. Prickler:


Am 26.7.1904 brach in der Bäckerei des Johann Fürst auf der Hauptstraße ein Brand aus und breitete sich durch den Sturm schnell aus. Bald stand ein Großteil der Stadt in Flammen, 43 Häuser in der Hauptstraße, Pfarrgasse, Haydngasse und der Oberberg waren betroffen, darunter auch der Pfarrhof:


Fotosammlung Margarete Kohs


Fotosammlung Margarete Kohs

Auf obigem Bild sieht man die noch brennenden Häuser am unteren Ende der Hauptstraße, das Siertz-Haus und daneben das Semmelweis-Haus, wo die Löscharbeiten noch im Gange sind. Auch neben dem Rathaus brannte es noch. Die Feuerwehren aus der Umgebung waren hier, aus Ödenburg kam sogar ein Sonderzug mit Feuerwehrleuten zu Hilfe. Am Nachmittag desselben Tages brach in der Eisenhandlung Kunerth neuerdings ein Brand aus, dem wieder viele Häuser zum Opfer fielen.


Fotosammlung Margarete Kohs


Oberberg, Eckhaus Horak, dahinter zurückspringend die heutige
Gregor-Joseph-Werner-Strasse
Fotosammlung Margarete Kohs


Brand von 1904
Repro: Stefan Millsesich
der Originalabzug befindet sich in der Fotosammlung des bgld. Landesarchivs

Der letzte große Brand in Eisenstadt fand am 6.4.1995 im Gebäude der „Erste Bank“ statt und vernichtete die gesamte Inneneinrichtung.


Fotosammlung Margarete Kohs


Fotosammlung Margarete Kohs

Und über eine Anekdote berichtet die Oberwarter Sonntagszeitung vom 6.3.1892, Nr. 10/1892, S. 4:
„Ein Beitrag zur Feuer-Bespannungsfrage. Am 26. Februar war in Eisenstadt Feuer und dabei spielte sich eine recht hübsche Episode ab. Als der Ruf „Feuer“ gehört wurde, eilten zwei junge Männer zu dem auf dem Schloßplatze sich befindenen Lösch-Requisiten-Depot und schoben aus demselben eine Feuerspritze heraus, um sie auf dem Brandorte in Verwendung zu bringen. Doch wie dieselbe an Ort und Stelle bringen? Pferde, zum Weitertransporte, waren keine vorhanden und auch Männer fanden sich keine, da alle auf dem Brandorte beschäftigt waren. Da kam Hilfe von einer Seite, von der man sie am wenigsten erwartet hätte. Wie auf Kommando traten die eben um die Zeit auf dem Schloßplatze Grünzeug, Obst und Geflügel feilbietenden Weiber (dort ist nämlich am Montag und Freitag Wochenmarkt) zur Spritze und – fuhren dieselbe einmüthiglich auf den Hauptplatz.“










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