Der Maler Michael Mayr und das „Haenlein-Haus“

Michael Mayr, geb. 6.7.1796 in Wien, erlernte zunächst das Faßbinderhandwerk und war nach Ablegung der Präparandieprüfung zwei Jahre als Lehrer tätig. Er fristete als Statist an den Wiener Vorstadttheatern ein kümmerliches Dasein, wurde dann Sänger am Theater an der Wien, wo er die Bekanntschaft der Dekorationsmaler de Pian und Gail machte, welche sein Interesse für die Malerei weckten. 1822 arbeitete er im Atelier des k. Hoftheaters und ging 1830 mit dem Dekorationsmaler Gail nach Olmütz, um das neuerbaute Theater einzurichten. 1831 kam er ans Leopoldstädter Theater.

Um sein schwer verdientes Geld kaufte er sich Stiche oder erwarb Zeichnungen verstorbener Theatermaler. Im Fach immer vollkommener, bekam er auch immer günstigere Engagements. Eine große Schar von Wiener Malern gesellte sich zu ihm, die von ihm ständig Geld borgten und ihre Schulden mit Gemälden abzustatten versuchten.

Er war mit Lanner, Johann Strauß Vater und Raimund befreundet, malte die Dekorationen zu den beliebtesten Stücken jener Zeit, so auch zu Raimunds „Verschwender“, dekorierte Garten und Saalfeste von Strauß und Lanner. Nach dem Brand des Wr. Neustädter Theaters richtete er dieses 1836 neu ein und entwarf die neue Einrichtung. Als Carl Bernbrunn, Theaterdirektor und Schauspieler (1787 - 1854) das Leopoldstädter Theater übernahm, und Mayr 1846 eine unerwartete Erbschaft machte, übersiedelte er nach Eisenstadt, wohin er auch seine graphischen Sammlungen und die kleine Galerie dieser oft namenlosen Kleinmeister mitnahm, deren Werke man in den Galerien vergebens sucht, die aber in Auktionen doch nicht selten Vorkommen.

Die graphische Sammlung bestand aus mehreren tausend Stichen und Skizzen von Theaterdekorationen der Wiener Arrigoni, Gail, Bittner usw. Die übrigen Blätter aber waren selten in gutem Zustand, die meisten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Aus seiner Erbschaft besaß Mayr viele Möbel aus dem 18. Jahrhundert und aus der Rokokozeit, außerdem Alt-Wiener Silber, Porzellan, Textilien und Familienporträts aus den genannten Jahrhunderten. Seine Wohnung erinnerte an ein kleines Museum, denn er besaß auch ältere Gemälde.

Mayr setzte seine Sammeltätigkeit auch in Eisenstadt fort und schon bald scharte sich ein Kreis von jungen Künstlern um ihn, die er unterstützte und förderte.

Von Mayr gibt es einige Bilder mit Eisenstädter Motiven:

 

Michael Mayr, Bergkirche, 1826
Quelle: Wikipedia

 

zur Verfügung gestellt von Klaus-Jürgen Bauer am 21.8.2014

 

Michael Mayr, Innenansicht des alten Stadttores in Eisenstadt
Quelle: Gerald Schlag: Biedermeier-Revolution-Neoabsolutismus.
Die Tagebücher Michael Mayrs 1822 - 1869, Eisenstadt 2006.

Michael Mayr, St. Georgen, 1825
Quelle: Wikipedia

Mayr hatte zwei Töchter. Die eine heiratete nach Wiener Neustadt und bekam als Mitgift Bilder und Kunstobjekte. Die andere Tochter, Marianne, blieb lange beim Vater und heiratete endlich Josef Fajt.

Nach Mavrs Tod am 14.10.1870 übersiedelte Familie Fajt in die Hauptstraße, gegenüber dem Rathaus, wo in drei Gassenzimmern die nunmehr vereinigte Mayr-Fajt Sammlung einen würdigen Platz fand und von Fremden ständig besucht wurde. Die graphische Sammlung und sonstiger alter Hausrat wurde in einem riesigen Zimmer im Hoftrakt aufgestellt.

Der Familienüberlieferung nach soll Mayr dem mit Fluch gedroht haben, der einmal die Stiche und Zeichnungen, welche er im größten Elend und hungernd erstand, an einen Fremden verkaufen sollte. Marianna Fajjt hielt an dieser Tradition fest. Sie leitete im 1. Weltkrieg die Rot-Kreuz-Filiale Eisenstadt und war bis zum Ende des Ersten Weltkrieges wahrhaft vermögend und war stets bereit, alle ihre Bilder und Sammlungen auch Fremden zu zeigen.

Als aber die Armut an ihre Tür klopfte, war sie genötigt, Unterhandlungen betreffs Verkauf ihrer gesamten Sammlung zu pflegen. Sandor Wolf machte ihr den Vorschlag, alles gegen eine Lebensrente behalten zu können, nach ihrem Tode aber falle alles Wolf anheim. Während der Verhandlungen tauchten aber Schwierigkeiten auf, aus der Sache wurde nichts. Marianna Faajt geriet in eine noch mißlichere Lage und veräußerte die gesamte graphische Sammlung an den aus Ödenburg stammenden amerikanischen Sammler Hans Scholz, der 1962 in New York die besten Stücke ausstellte.

Marianna Faajt starb 1946 in Elend, außer den Graphiken behielt sie alles aus dem großväterlichen Erbe unversehrt; ein Teil verblieb in Eisenstadt bei ihrem Freundeskreis, ein anderer Teil aber wurde zerstreut.

 

Wochenmarkt in den 1930er-Jahren vor dem Fajt-Haus
Repro Stefan Millesich

In der Zwischenkriegszeit waren einige Geschäfte in dem Gebäude von Marianne Fajt eingemietet, so der Optiker Hoffmann, der Spengler Siertz.

 

Untere Hauptstraße in der Zwischenkriegszeit
rechts das Haus von Marianne Fajt
Fotosammlung Margarete Kohs

 

unbekanntes Aufnahmedatum
Fotosammlung Margarete Kohs

Später gelangte das Haus in den Beitz der Familie Haenlein, die rechts vom Tor eine Drogerie, Parfumerie und einen Fotofachhandel betrieben und im Obergeschoß ihre Wohnung hatten. Dieser Gebäudeteil steht leider seit Jahren leer.

Der links vom Tor befindliche Teil war an unterschiedliche Geschäfte vermietet, bis vor einigen Wochen an Demmer‘s Teehaus, heute noch immer Bäckerei Gradwohl.

 


Foto 13.1.2020, Hans Larnhof


 

 

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