Die Orgel im Dom zu Eisenstadt

1778 erbauten aufgrund einer Stiftung der Witwe Theresia Frigl die Wiener Orgelbaumeister Leopold und Johann Gottfried Malleck mit Unterstützung durch Joseph Haydn eine 18-stimmige Orgel mit zwei Manualen. Sie gilt als Kleinod der Barockorgeln im gesamten süddeutschen Raum. Der Neubau war erforderlich, da die vorherige Orgel bei Umbauarbeiten stark beschädigt worden war.

Kennzeichnend für das Instrument ist, dass die Eisenstädter Domorgel zwar einerseits noch barocke Elemente aufweist, vieles aber bereits auf eine sich im frühen 19. Jahrhundert endgültig durchsetzende Klangästhetik vorausweist.

 

Unbekanntes Aufnahmedatum
Fotosammlung Margarete Kohs

Reparaturen waren bereits 1851 notwendig, 1889 wurde ein neues Windwerk eingebaut.

1943 wollte Stadtpfarrer Gangl eine neue Orgel anschaffen. Die Professoren Mertin/Wien und Schuke/Berlin konnten ihn davon abbringen. 1944 wurde sie unter schwierigsten Bedingungen durch die Firma Karl Schuke, Berlin, erneuert und umgebaut. Dabei wurde damals Bedacht darauf genommen, daß vor allem das Rückpositiv (d. i. die kleinere, vordere Orgel), das ja im Originalzustand erhalten war, sorgfältig restauriert wurde. Für das praktische Musizieren wurde der Tonumfang erweitert, ebenso das ursprüngliche 12-Töne-Pedal auf ein solches mit 30 Tönen erweitert; das machte den Einbau von Zusatzladen (d. s. Windladen, auf denen die Pfeifen stehen und die zur Luftversorgung dienen) und von eigenen Pedalladen hinter dem Hauptwerkscorpus nötig. Das Metall, das bei der Restaurierung der Brucknerorgel in St. Florian nicht mehr gebraucht wurde, wurde für diese Orgel verwendet.

Bedingt durch das im Krieg verwendete doch nicht erstklassige Material, durch die Renovierungsarbeiten bei der Umgestaltung der Domkirche in den Fünfziger-Jahren und durch die Erkenntnis, die ursprüngliche Klangsubstanz erhalten zu wollen, sowie den authentischen Zustand der alten Malleck-Orgel - soweit dies sich mit den heutigen spielpraktischen Anforderungen vereinen läßt - wieder herzustellen, wurde im Jahre 1972 auf Initiative von Domkapellmeister Harald Dreo der Plan gefaßt, die Orgel zu restaurieren. Anregungen hiezu gaben der Konsulent des Bundesdenkmalamtes, o. Prof. Alois Forer, sowie o. Prof. Josef Mertin. Nach intensiven Vorarbeiten konnte 1973 der Auftrag zur Restaurierung der Firma Schuke, Berlin, übergeben werden. Die Demontage der zu restaurierenden Orgelteile begann im Herbst 1973. Sie wurden in die Werkstätten Alt-Schönow (Westberlin) und Hitzacker a. d. Elbe gebracht, dort überholt und repariert. Sie kamen im Frühjahr 1974 wieder nach Eisenstadt zurück.

 

 

Fotosammlung Margarete Kohs

 


Fotosammlung Margarete Kohs

 Die feierliche Weihe der Orgel fand am 19. Mai 1974 statt. Dabei gelangte die "Kleine Orgelsolomesse" zur Aufführung. Weiters wurde ein Chor-Orchesterkonzert mit Werken von G. F. Händel (Dettinger Tedeum), J. S. Bach (Orgelwerke) und Joseph Haydn aufgeführt.

Schließlich wurde die Orgel 1992 einer Generalüberholung unterzogen.

Fotosammlung Margarete Kohs

In den letzten Jahren hatte sich der Zustand des Instruments zunehmend verschlechtert, sodass letztlich entschieden wurde, die Orgel von Grund auf zu renovieren. Ein 2017 ins Leben gerufenes Komitee entschied sich gegen den Rückbau auf den historischen Urzustand. Denn damit wäre die Haydn-Orgel, ein kulturelles Juwel ohnegleichen, in ihrem ursprünglichen Zustand zwar wiederhergestellt gewesen, doch "in diesem Fall wäre der Bau einer ‚Liturgie-Orgel‘, die den gottesdienstlichen Ansprüchen Rechnung tragen kann, unumgänglich geworden", so Klaus Meglitsch im Pfarrblatt der Dompfarre "Unser Dom", Ausgabe 4/2019.

Ab 7. Jänner 2020 wurde die Orgel bis auf das Gehäuse und das Windwerk abgetragen und alle mobilen Teile in die Werkstatt der Firma Schuke verbracht. Dort waren die Orgelbauer bis 21. Februar 2020 mit der Sanierung aller angelieferten Teile beschäftigt. In der Zwischenzeit wurden im Martinsdom alle anderen Professionsarbeiten erledigt, wie etwa die Erneuerung der Emporenpodien oder die Aufstellung der klimatisch notwendigen Trennwand hinter der Orgel, damit endlich alle Teile der Orgel im gleichen Raumklima zu stehen kommen.
Ab 24. Februar waren wieder die Orgelbauer am Zug. Nach dem technischen Wiederaufbau begann am 16. März die klangliche Arbeit (Nachintonation und Stimmung der insgesamt 1060 Pfeifen). Am 28. März waren die Arbeiten beendet.


Foto: Dompfarre Eisenstadt

Coronabedingt fand die Weihe der Orgel im ersten von Besuchern mitgefeierten Gottesdienst am 17.5.2020 statt, die Messe wurde durch Generalvikar Martin Korpitsch zusammen mit Pfarrer Wilhelm Ringhofer zelebriert. Organist Peter Tiefengraber spielte den 4. Satz, Allegro maestoso e vivace, aus der Orgelsonate Nr. IV in B-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Dieser Gottesdienst ist auf https://www.martinus.at/portal/home/aktuell/mediathek/artikel/article/3938.html
abrufbar.

Und es gibt eine Orgel-Dokumentation durch den FilmemacherHelmut Schwarz mit dem Titel "Orgellandschaft Eisenstadt - Joseph Haydn und sein Erbe", die ab Ende des Jahres in 3 unterschiedlichen Formaten zwischen 45 und 3 Minuten verfügbar sein wird. Einen Kurzbericht über die Präsentation gab es im ORF-Burgenland: https://tvthek.orf.at/.../Orgel-Dokumentation.../14775692

Quellen:



 




 

 

 


 

 

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