Das Presbyterium im Dom zu Eisenstadt

Im Jahr 1589 zerstörte ein Großbrand das gesamte Kirchendach und in der Folge auch die Gewölbe. Erst im frühen 17. Jahrhundert kam es zum Wiederaufbau in frühbarocken Formen, ab 1622 mit finanzieller Unterstützung von Graf Nikolaus Esterházy. Von der einst reichen gotischen und frühbarocken Einrichtung sind heute nur mehr das Ölberg-Relief aus der Zeit um 1500 und das große Ölbild „Christus vor Kaiphas“ aus dem 17. Jahrhundert erhalten.

 

1778 wurde vom Wiener Neustädter Steinmetzmeister Joseph Gottschall ein barocker Altar aus reinem Marmor gefertigt. 




Bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert gab es Überlegungen zu einer „Regotisierung“ der Kirche mit dem Ziel einer Rückgewinnung ihres „authentischen“ Aussehens. Bei der 1904 vollendeten Umsetzung dieser Ideen wurden die barocken Altäre zusammen mit einem Bild von Stefan Dorffmeister entfernt und die bereits 1863 erstmals übertünchte barocke Raumausmalung schwer beschädigt. Mensa und Tabernakel blieben erhalten. Die 2 barocken Rundfenster wurden vermauert, dafür ersetzte man sie durch drei neugotische Maßwerkfenster. 



Anstelle des Marmoraltars diente nun die barocke Mensa mit dem Tabernakel als Hochaltar.

 


Der Hochaltar um 1935:




Vor dem Altar war ein schön geschnitztes Chorgestühl. Frau Margarete Kohs schrieb dazu: 

"Der Chorbereich zur Zeit meiner Volksschuljahre um 1935.

Vor dem Gitter war der Platz für uns Volksschüler bei der hl. Messe, links die Mädchen, rechts die Knaben, natürlich stehend."



Vor dem Chorgestühl befand sich der Eingang zur früheren Sakristei, heute Familienkapelle:



Ansicht des Chorgestühls anlässlich des Gedenk-Requiems für einen Gefallenen um die Weihnachtszeit, ca. 1940 – 1942:



In den Nachkriegsjahren ab 1949 kam es zu einer neuerlichen umfassenden Renovierung und Neugestaltung nach den Plänen der Architektin Marta Reitstätter-Bolldorf. Dazu zählten insbesondere eine Neugestaltung des Altarraumes unter maßgeblicher Beteiligung des Halleiner Bildhauers Jakob Adlhart, der Umbau der alten Sakristei zur Familienkapelle, eine neue Sakristei an der Südseite, ein neuer Vorbau an der Nordfassade und der flache Neubau einer Marienkapelle anstelle der alten Leonhardskapelle.



Juni 1954


Heute erinnern an diese Ausstattungsphase die ursprünglich innen beim Triumphbogen aufgestellte Martinsstatue von Jakob Adlhart und die Farbglasfenster von Franz Deéd im Presbyterium bzw. im Langhaus, begonnen 1956 von Margret Bilger.



1956

 

Alle Renovierungsmaßnahmen zwischen 1949 und 1954 erfolgten unter Bischof Dr. Josef Schoiswohl, zwischen 1954 und 1993 unter Bischof Dr. Stephan László. 

 

Mit der Erhebung der bisherigen Apostolischen Administratur Burgenland zur Diözese im Jahr 1960 wurde die Stadtpfarrkirche nun gleichzeitig auch Dom, also Bischofskirche, was die Neuanschaffung eines Gestühls für das Domkapitel erforderte (1963 ausgeführt von Jakob Adlhart, heute im Vorraum zur Krypta).

 

Im Zuge der Liturgiereform des Vatikanischen Konzils wurde 1971 der Zelebrationsaltar in den Bereich des Triumphbogens verlegt. 







Papstbesuch im Dom am 24.6.1988

 

Im Jahre 2003 kam es unter Bischof Iby zur Neugestaltung des Domes, für welches das Architekturbüro Lichtblau-Wagner zeichnete. Mit dem Fest der Domsegnung am 12. April 2003 und der Altarweihe wurde die Renovierung nach einem Jahr Bauzeit abgeschlossen. 



Heute definiert ein warmtoniger Teppich des Architekten Gilbert Bretterbauer mit 150 Farbfeldern den Raum zwischen Tabernakel und Taufbecken neu. 

 




Altar, Ambo, Tabernakel und Taufbecken sowie die Sessio für die Zelebranten wurden von der Künstlerin Brigitte Kowanz als lichtdurchlässige Glasobjekte entworfenen. Durch die optische und funktionale Verbindung von Chor und Hauptschiff entstand westlich der eigentlichen Apsis ein ebenbürtiger Raumteil für besondere Anlässe wie Taufen, Trauungen oder Priesterweihen.



Das frühere Altarbild mit der Apotheose des Hl. Martinus vom bekannten Ödenburger Maler Stefan Dorffmeister aus 1777 hängt nun an der Nordwand des linken Schiffes.






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