60 Jahre Diözese Eisenstadt

 

Bevor das Burgenland entstanden ist, gehörte dieses Gebiet zu den Diözesen Györ (Raab) und Szombathely (Steinamanger). Nach 1921 ging die kirchliche Verwaltung von Wien aus.

Am 18.5.1922 wurde dann eine Apostolische Administration für das Burgenland errichtet. Der damalige Erzbischof von Wien, Friedrich Gustav Kardinal Piffl wurde Apostolischer Administrator. Er begann, eine einheitliche kirchliche Organisation für das Burgenland aufzubauen. Außerdem versuchte er, dem Priestermangel entgegenzuwirken, weil viele Priester in die ungarischen Mutterdiözesen abberufen wurden. Die Tätigkeit von katholischen Vereinen und die Abhaltung von Katholikentagen stärkten in dieser Zeit das religiöse Leben.

1924 wurde der Hl. Martin von Tours zum Landespatron bestimmt. Dies sollte das Zusammengehörigkeitsgefühl zu den bisherigen Diözesen stärken, denn Martin soll ja in Savaria, dem heutigen Szombathely, geboren worden sein.

Bei den Verhandlungen zum "Konkordat", einem völkerrechtlicher Vertrag zwischen der Republik Österreich und dem Vatikan, wurde auch die Errichtung einer Diözese im Burgenland begehrt.



Artikel am 18. September 1931 Quelle: Gerhard Trukschitz in der Facebook-Gruppe "Das alte Burgenland in historischen Ansichten"

Nach dem Tod Kardinal Piffls im Jahre 1932 wurde sein Nachfolger in der Leitung der Erzdiösese Wien, Erzbischof Theodor Innitzer, auch zum Apostolischen Administrator für das Burgenland ernannt.

Am 1.5.1934 trat das „Konkordat“ in Kraft.

In dieser Zeit wurde das katholische Lehrerseminar und das Knabenseminar von der Apostolische Administration errichtet, und die Kirchenverwaltung kam von Wien nach Eisenstadt. Provikar Josef Köller, ein Priester aus dem burgenländischen Klerus, war für die tägliche Verwaltungsarbeit zuständig.



Eisenstadt am 9. Mai 1937 vor der Haydn-Kirche:
Erster Nordburgenländischer Katholikentag,
Kardinal Innitzer und andere Geistliche
Quelle: ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung (POR)


Die kirchliche Aufbauarbeit wurde 1938 durch den „Anschluß“ an das Deutsche Reich und der damit verbundenen Auflösung des Burgenlandes unterbrochen, zumal die neuen Machthaber auch die Kirche aus dem öffentlichen Leben verdrängen wollten. Das konfessionelle Schulwesen wurde zerschlagen, kirchliche Güter wurden enteignet und kirchliche Einrichtungen geschlossen. Dennoch blieb die Apostolische Administration für das Burgenland, wenn auch mit geringem öffentlichen Einfluss, bestehen.

Als 1945 die sowjetische Armee das Burgenland einnahm, wurden auch viele Kirchen stark beschädigt, drei wurden gänzlich zerstört.

Nach dem Krieg war die Linderung der Not der Menschen vordringlichste Aufgabe der Kirche, es wurde 1945 das Caritas-Referat der Apostolischen Administration gegründet.

1949 wurde erstmals ein Apostolischer Administrator bestellt, der nur für das Burgenland zuständig war. Er war dies der Dechant von Wien-Mauer, Dr. Josef Schoiswohl.


Fotosammlung Margarete Kohs

Er wurde am 2.9.1951 in der Stadtpfarrkirche zum hl. Martin zum 1. Bischof des Burgenlandes geweiht.


Fotosammlung Margarete Kohs


Fotosammlung Margarete Kohs


Fotosammlung Margarete Kohs


Festumzug anläßlich der Bischofsweihe Dr. Schoiswohl am 2.9.1951

Fotosammlung Margarete Kohs


Besuch von Leopold Figl anläßlich der Bischofsweihe Dr. Schoiswohl am 2.9.1951

Fotosammlung Margarete Kohs

Als man Dr. Schoiswohl zum Bischof der Diözese Graz-Seckau ernannte, wurde der Kanzeidirektor DDr. Stefan László am 30.1.1954 zu seinem Nachfolger ernannt. Am Landesfeiertag, dem 11.11.1956, erfolgte die Konsekration.


DDr. Stefan Laszlo
geboren 25.2.1913 in Preßburg
30.1.1954 Apostolischer Administrator des Burgenlandes
15.8.1960 - 24.1.1993 Diözesanbischof
gestorben am 8.3.1995

Fotosammlung Margarete Kohs

Er setzte die Aufbauarbeit auf pastoralem und infrastrukturellem Gebiet, insbesondere auch in der Restaurierung der Pfarrkirche, fort.

Die erste Diözesansynode von 1959 – 1961 beschäftigte sich bereits mit administrativen und rechtlichen Fragen rund um die Diözesangründung.

Nachdem die Republik Österreich die Gültigkeit des Konkordates von 1934 nach Klärung strittiger Punkte mit den „Kirchenverträgen“ vom 23.6.1960 anerkannt hatte, stand einer Erhebung zur Diözese nichts mehr im Wege.

Am 15.8.1960 errichtete Papst Johannes XIII. Mit der Bulle „Magna quae“ die Diözese Eisenstadt und ernannte Bischof Stefan László wenig später zum ersten Diözesanbischof. Am 1.5.1963 wurde dann das Domkapitel von Eisenstadt als beratendes Gremium für den Bischof errichtet.


Das von 1962 – 1965 stattfindende Zweite Vatikanische Konzil brachte auch für dsie junge Diözese viele Neuerungen, insbesondere hinsichtlich der Beteiligung von Laien am kirchlichem Leben und er Verwendung der Volkssprache in der Liturgie.

Bischof László machte sich sehr um den Aufbau der kirchlichen Infrastruktur verdient, er wird ja auch gerne als „"Bauherr" oder "Baumeister" der Diözese bezeichnet. Seine „Bilanz in Stein“ zeigt sich heute in zahlreichen Neubauten, Adaptierungen, Renovierungen zentraler Einrichtungen für Bildung, Soziales und Verwaltung, als auch von Kirchen, Pfarrhöfen und Pfarrheimen.

Da Bischof László selbst dreisprachig aufwuchs, widmete er sich besonders den burgenländischen Kroaten und Ungarn. Ab 1980 wurden liturgische Bücher, Lehrbücher und Behelfe in burgenländisch-kroatischer Sprache herausgegeben und das Referat für die pastoralen Belange des kroatischen Volksteiles errichtet. 

Der Besuch von Papst Johannes Paul II. Am 24.6.1988 in Eisenstadt und Trausdorf markierte einen Höhepunkt der Diözesangeschichte und bedeutete eine erste vorsichtige Öffnung des Eisernen Vorhanges. Ein Jahr später fiel dieser Vorhang dann ganz.


Fotosammlung Margarete Kohs

Am 28. Dezember 1992 ernannte Papst Johannes Paul II. Dr. Paul Iby zum Bischof von Eisenstadt. Am 24. Januar 1993 empfing Paul Iby durch seinen Vorgänger, Bischof Stephan László, die Bischofsweihe.


Fotosammlung Margarete Kohs

Dr. Paul Iby, geboren am 23.1.1935 in Raiding, erhielt am 29.6.1959 die Priesterweihe, promovierte 1967 zum Doktor des Kanonischen Rechts, war 1967 – 1974 persönlicher Sekretär des Bischofs von Eisenstadt. 1969 - 1977 leitete er die Caritas, war von 1973 - 1985 Leiter des Schulamts der Diözese Eisenstadt. 1974 - 1992 war er Leiter des Bischöflichen Sekretariates, von 1977 - 1984 Ordinariatskanzler und von 1984 - 1992 Generalvikar.


Fotosammlung Margarete Kohs


Fotosammlung Margarete Kohs

Am 8.3.1995 stirbt DDr. Stefan László.


Fotosammlung Margarete Kohs


Aufgebahrter Sarg DDris. Laszlo im Dom
17.3.1995

Fotosammlung Margarete Kohs

Ein besonderes Anliegen des zweiten Diözesanbischofs Dr. Paul Iby war der Dialog mit allen Menschen im Land. Er war sich – wie sein Vorgänger – allen Volksgruppen veranwortlich. So wurden 1995 auch die Roma neben Deutschen, Kroaten und Ungarn als vierte Volksgruppe anerkannt.

Von 1995 – 2003 war Dr. Iby auch Jugendbischof, in dieser Tätigkeit verfasste er zwei Jugendbriefe, u.a. zu Themen wie Frau in der Kirche, Zölibat, wiederverheiratete Geschiedene, Liebe und Sexualmoral der Kirche.

Im Juni 1996 begann unter seiner Leitung die Renovierung und Umgestaltung des Bildungshauses „Haus der Begegnung“.

1997 initiierte Bischof Iby das Jugendkonzil und errichtete die diözesane Frauenkommission, 1999 begann der „Dialog für Burgenland“. Iby sprach sich für eine Umwandlung des Pflichtzölibats in eine freiwillige Entscheidung aus. „Denn wir haben immer weniger Priester. Mehr als die Hälfte kommt bereits aus dem Ausland. Auch in den Orden fehlt es an Nachwuchs“, gibt er zu bedenken. Eine Berufung von Frauen in das Priesteramt wolle er nicht grundsätzlich ausschließen. „Aber die Kirche wandelt sich langsam, da muss man Geduld haben“, meint er.

2001 startete die Renovierung und Umgestaltung der Dom- und Stadtpfarrkirche zum hl. Martin.

In seine Amtszeit und Initiative fiel am 23.3.2003 die Seligsprechung des Augenarztes Dr. Ladislaus Batthyány-Strattmann, der erste Selige aus der Diözese Eisenstadt.

Bischof Iby war stark in den österreichweiten „Dialog X“ eingebunden, woraus „72h ohne Kompromiss“ resultierte.

Bischof Iby wurde 2007 mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.



Bischof Dr. Paul Iby während einer Andacht bei der Bergkirche anläßlich des 50. Jahrestages der Errichtung der Diözese in Eisenstadt.
Foto: APA/Andreas Pessenlehner

Nach der Annahme seines Rücktrittsgesuches durch den Papst am 9.7.2010 leitet er bis zur Amtsübernahme durch seinen Nachfolger Bischof Dr. Ägidius Zsifkovics am 25.9.2010 die Diözese als Apostolischer Administrator.


Foto: Diözesanarchiv Eisenstadt

Ägidius Johann Zsifkovics wurde am 16.4.1963 in Güssing geboren und wuchs in Hackerberg/Stinjacki Vrh, Pfarre Stinatz/Stinjaki, im südlichen Burgenland, auf. Er gehört zur Volksgruppe der burgenländischen Kroaten. Als Priesterseminarist studierte er an der Universität Wien und Universität Zagreb. Nach seiner Priesterweihe am 29. Juni 1987 in Eisenstadt war er als bischöflicher Sekretär von Bischof Stephan László tätig. Ab 1988 studierte er Kanonisches Recht an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er am 2. Mai 1992 zum Dr. iur. can. promoviert wurde. Anschließend leitete er das Bischöfliche Ordinariat in Eisenstadt. Zsifkovics war auch einige Zeit Vizerektor des Instituts Santa Maria dell’Anima in Rom.

Seit 1999 war er, auf Vorschlag des damaligen Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, deren Generalsekretär. Zudem war Zsifkovics ab 1994 Pfarrer der nordburgenländischen Gemeinde Wulkaprodersdorf/Vulkaprodrstof, Leiter des Referates für die pastoralen Belange des kroatischen Volksteiles und Chefredakteur der burgenländisch-kroatischen Kirchenzeitung Glasnik.

Im Juli 2010 wurde er durch Papst Benedikt XVI. zum Nachfolger des Eisenstädter Bischofs Paul Iby ernannt. Die Bischofsweihe empfing er am 25. September 2010 in der Eisenstädter Domkirche St. Martin durch den Wiener Erzbischof Christoph Schönborn; Mitkonsekratoren waren der Erzbischof von Zagreb, Josip Kardinal Bozanić, und sein Amtsvorgänger, Bischof Paul Iby.


Die Diözese wollte am 1. Juni 2020 ein Fest im Schlosspark Eisenstadt veranstalten, nach einer Messfeier und einem Dankgottesdienst um 10:00 Uhr sollte um 12:00 Uhr ein Mittagessen und Agape mit Kulturprogramm und Unterhaltung geboten werden, um 15:30 Uhr sollte eine gemeinsame Prozession durch die Hauptstrasse zum Domplatz stattfinden.

Zum Gründungstag der Diözese am 15. August 2020 sollte eine Prozession vom Oberberg zum Martinsdom stattfinden.

Vom 23. - 30. 10 2020 sollte es eine Jubiläumspilgerreise nach Rom geben.

Und am 11.11.2020 war der offizielle Abschluss des Jubiläumsjahres mit einer Festmesse im Martinsdom geplant.

Die Corona-Pandemie hat diese Pläne jedoch vereitelt, alle Termine wurden abgesagt.

Am Pfingstmontag, 24. Mai 2021, fand nun als feierlicher Abschluss des Jubiläumsjahres der große Festgottesdienst im Martinsdom statt – Diözesanbischof Zsifkovics: "Wir möchten – wenn auch in eingeschränkter Form – dieses besondere Jahr abrunden und Dank sagen".






Die gesamte Feier wurde von ServusTV und auf www.martinus.at live übertragen.

Quellen:











Kommentare

Beliebte Posts