Die Franziskaner-Kirche


 Franziskanerkirche um 1922
Fotosammlung Margarete Kohs

Am heutigen Standort in der Haydngasse befand sich seit 1386, als die Kanizsai das Mauerrecht für Eisenstadt erhielten, ein von Erzbischof Johann Kanizsai, Bischof von Erlau, sowie später Erzbischof von Gran und ungarischer Reichskanzler, gegründetes Kloster mit der Kirche zum hl. Evangelisten Johannes. Die Kirche gehörte zur ungarischen Provinz der Franziskaner, für die im Mittelalter die Bezeichnung „Fratres Minores“ (Minderbrüder, Minoriten) gebräuchlich war.

Die Kirche entsprach in ihrem Grundriß der heutigen Klosterkirche, hatte aber keinen Turm, sondern nur einen Dachreiter.

1529 wurde Kirche und Kloster im Zuge der Ersten Wiener Türkenbelagerung zerstört, nach anderen Quellen von den Franziskanern durch Flucht vor den Türken aufgegeben.

Graf Nikolaus Esterházy stiftete nach der siegreichen Schlacht von Lackenbach 1625 ein Franziskanerkloster und ließ es unter Verwendung der noch vorhandenen Bauteile in barockem Stil wieder aufbauen. 1630 wurde die Kirche zu Ehren des hl. Erzengels Michael geweiht und dem bereits 1625 gegründeten Franziskanerkonvent, dem damals drei Priester und zwei Laienbrüder angehörten, übergeben.


Stiftungsurkunde des Franziskanerklosters aus 1767
über dem Eingang zum Diözesanmuseum
Fotosammlung Margarete Kohs

Kirche und Kloster brannten im Zuge eines verheerenden Stadtbrandes 1768 vollständig ab und bis zum Jahre 1772 mit Unterstützung durch Fürst Nikolaus I. Esterházy vollständig wiederhergestellt.

Nach einem neuerlichen Brand wurde 1777/78 der Westturm der Kirche auf Kosten des Fürsten erbaut. Der viergeschossige Turm mit kurzem Pyramidenhelm und einem klassizistischen Westportal ist durch geschwungene Seitenfronten mit der Giebelfassade der Kirche verbunden.



Der 1777/78 errichtete Glockenturm der Franziskanerkirche
Links das Haus Arpad, das Haus der verstorbenen Damen Stöhr,
das Haus von Franz und Gabriele Drechsler-Gyai,
das ebenerdige Haus des verstorbenen Hofherr-Schusters
Fotosammlung Margarete Kohs, April 1966

Von der platzgewölbten Turmvorhalle führt eine Türe mit Beschlägen aus dem 17. Jahrhundert in das Kircheninnere.



Foto: Karl B., meinbezirk.at

Die Franziskanerkirche ist weitgehend vom mittelalterlichen Grundriss mit schmalem Langhaus und stark eingezogenem Chor mit 3/8-Schluss, beide mit zweistufigen gotischen Strebepfeilern, bestimmt. Das Kircheninnere wird von den überregional bemerkenswerten frühbarocken Stuckaltären aus der Zeit um 1630 geprägt. Der Hochaltar mit der zentralen Darstellung des hl. Michael weist im Sockel Opfergangsportale auf und wird an den Triumphbogenwänden von zwei Seitenaltären flankiert. Alle drei Altäre wurden von oberitalienischen Künstlern in Stuckreliefs nach flämischem Muster geschaffen.


Das Foto zeigt das Innere der Franziskanerkirche vor der im Jahre 1898 erfolgten
Restaurierung und Ausmalung. 

Fotosammlung Margarete Kohs

1770 wurde von Stephan Dorfmeister das Refektorium mit Ölgemälden und Fresken geschmückt; u. a. mit Darstellungen des letzten Abendmahls sowie des Hl. Antonius von Padua und des Hl. Franziskus.

Die barocken Altarvorbauten, die aus der Kirche des durch Josef II. im Jahre 1783 aufgehobenen Augustinerinnenklosters stammten, wurden entfernt und der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt.

1898 erfolgte eine Renovierung, im Zuge dessen wurde das Langhaus und das Schiff von Franz Storno sen. und seinem Sohn ausgemalt.



Marienaltar in der Franziskanerkirche
Foto: Steffi Langer, April 1993

Fotosammlung Margarete Kohs

An der Außenfassade der Franziskanerkirche befindet sich eine Stele des Hl. Michael. Am Sockel das Wappen von Georg Johann Koller, am Kartuschenkapitel die Inschrift „Ecce homo, Renoviert 1847, Renoviert 1896“, darüber die sitzende Figur des Heilands (Mitte 17. Jhdt).


1912 vs. 18.8.2019
Fotos Péchy László, Hans Larnhof

Vor der Franziskanerkirche fand lange Zeit ein Jahrmarkt statt:


Unbekanntes Aufnahmedatum, vermutlich Zwischenkriegszeit
Fotosammlung Margarete Kohs

Im Jahr 2005 wurde der Vorplatz der Kirche umgebaut:


Umbau des Platzes vor der Franziskanerkirche Ende Juni 2005
Fotosammlung Maragarete Kohs



Umbau des Platzes vor der Franziskanerkirche Ende Juni 2005
Fotosammlung Maragarete Kohs


Quelle:


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